Zu der Sitzung über „Rechte und Demokratie“ im EU-Parlament am Dienstag den 14. November, hat Romeo Franz Kelly Laubinger, Geschäftsführerin der Sinti Union Schleswig-Holstein, eingeladen. Wichtiger Anlass ist die Initiative, am internationalen Holocaust-Gedenktag (27. Januar), einen Sini- oder Roma-Holocaust-Überlebenden ins EU-Parlament einzuladen, um vor dem Plenum zu sprechen. An diesem Gedenktag zur Erinnerung an die Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der NS-Zeit, soll auch an die über 500.000 ermordeten Sinti und Roma gedacht werden.
Kelly Laubinger, als Repräsentantin der Sinti und Roma Community, betont zwei wesentliche Punkte. Zum einen die Wichtigkeit ein Bewusstsein für die Geschichte und Vergangenheit der größten und stärksten diskriminierten Minderheit in Europa zu schaffen: „Menschen können zweimal sterben. Das erste Mal, wenn sie ermordet werden und das zweite Mal, wenn Sie vergessen werden.“ Ihr Apell war deutlich: „Bitte lasst meine Ethnie nicht zum zweiten Mal sterben“
Zum anderen machte Sie den zeitlichen Aspekt deutlich, da die Zeitzeugen, die den Holocaust überlebt haben, nun altersbedingt sterben und die Erinnerung an die Vergangenheit somit verblassen wird, wenn Sie die Vergangenheit nicht öffentlich machen. Laubinger macht durch ihre Frage die Wesentlichkeit des Vergessens deutlich: „Kennen Sie einen Namen eines Sinto oder Roma Holocaust Überlebenden? Habe Sie ein Buch von Ihnen gelesen oder ihre Geschichte angehört?“
Auch zu Romeo Franz‘ wichtigsten Forderungen gehören die Gewährleistung der Sichtbarkeit und Beteiligung der unterrepräsentierten Gruppen von Überlebenden früherer Verbrechen und Völkermorde.
„Mit jedem Jahr sterben Zeitzeugen, sterben Sinti und Roma, die in der NS-Zeit verfolgt wurden. Die Gefahr, dass die Erinnerung an die Vergangenheit verblasst, rückt damit näher. Um zu verhindern, dass Vergangenes an Wichtigkeit und Präsenz verliert, ist das Anhören, Weitertragen und Aufnehmen von persönlichen Erlebnissen von großer Wichtigkeit.“
Romeo Franz ist Vizevorsitzender im Kultur- und Bildungsausschuss (CULT) und Schattenberichterstatter bezüglich des Berichts über eine Erinnerungskultur und ein Geschichtsbewusstsein auf europäischer Ebene. Grundlage dieser gemeinsamen Auseinandersetzung ist die Annahme, dass ein kritischer und reflektierter Umgang mit der Geschichte die Herausforderungen der Zukunft verbessert.
Beispielsweise fordert Romeo Franz im Initiativbericht die europäischen, nationalen und lokalen Behörden auf, Gedenkstätten zu schützen und ihre Integrität zu bewahren. Er appelliert auch an alle EU-Mitgliedsstaaten, Verantwortung für ihre vergangenen Taten zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass zukünftige Generationen sich an die Gräueltaten erinnern, in der Hoffnung, dass sie sich nicht wiederholen werden.