Rede

Meine Bewerbungsrede auf der LDV in Idar-Oberstein

Was kümmert mich die Not der anderen! Ich kann es euch sagen 

liebe Freundinnen und Freunde : sehr viel!

Ich widme meine Arbeit und meine Kraft denen Menschen in unserer Gesellschaft, die von sozialer Benachteiligung, Rassismus und Diskriminierung betroffen sind. 

Ich bin überzeugt davon, dass wir es uns leisten müssen, für soziale Gerechtigkeit und Bildungsgerechtigkeit einzustehen.

Ich bin Romeo Franz!

Bei der Europawahl 2014 habt ihr mir schon einmal euer Vertrauen und euer Votum gegeben. 

Ihr habt damit ermöglicht, dass zum ersten Mal ein Rheinland-Pfälzer, aber auch ein Sinto überhaupt die Chance hatte, in Brüssel Abgeordneter zu werden. 

Das hätte damals schon fast geklappt, gleichzeitig hatte jedoch das Bundesverfassungsgericht die 

3 % Hürde für das Europaparlament in Deutschland abgeschafft und so konnte es tatsächlich geschehen, dass statt eines Streiters für soziale Gerechtigkeit ein NPD-Kandidat ins  Parlament eingezogen ist . 

Ja, ein Neo-Nazi, der mit Sprüchen wie „Udo gibt Gas“ Wahlkampf gemacht hat und seine menschenverachtenden Ideologie im Europaparlament weiter verbreiten darf.

Für viele von euch und auch für mich war dies ein schwerer Schlag.

Den Gesichtsausdruck meiner Mutter, als ich ihr gesagt habe das statt mir ein NPD Kandidat ins Europaparlament einziehen wird werde ich nie vergessen. Meine Mutter ist Holocaust-Überlebende.

Das Schicksal hat es aber letztendlich doch gut gemeint, denn ab 1.7. werde ich für Jan Phillip Albrecht ins EP nachrücken. Wir haben es geschafft und werden Geschichte schreiben. 

Den Nazis und Rassisten lasst uns sagen: Wer zuletzt lacht, lacht am besten, und jetzt werden wir den Rassisten im EP ordentlich die Suppe versalzen und ihnen zeigen, dass Menschlichkeit und soziale Gerechtigkeit am Ende doch siegt. 

Meine lieben Freundinnen und Freunde, 

die letzten vier Jahre habe ich dazu genutzt als Geschäftsführer der ersten von Sinti und Roma gegründeten Stiftung, der Hildegard-Lagrenne-Stiftung Lösungskonzepte und Leuchtturmprojekte zur Bekämpfung von sozialer Benachteiligung entwickeln und umsetzen. 

Menschen, gleich welcher Nationalität oder Ethnie, konnten sich dadurch aus dem Teufelskreis der Ausgrenzung befreien und ein selbstbestimmtes Leben führen. 

Zum Beispiel habe ich ein Stipendienprojekt entwickelt, dass sich um Menschen kümmert, die nirgendwo sonst eine Unterstützung für ihre Berufswünsche bekommen hätten. Einige von ihnen waren zum Beispiel neu zugewanderte Roma, die im Görlitzer Park in Berlin gelebt haben.

Durch die Stipendien konnten sie mit ihren Kindern innerhalb kurzer Zeit dort heraus und haben nun Wohnungen und Arbeit, die Kinder gehen zur Schule und sind vollwertige Bürger unseres Landes.

Dies ist deshalb gelungen, weil wir keine bevormundenden Ansätze in unseren Projekten haben und so einen Zugang auf Augenhöhe zu den Menschen haben.

Der Effekt dieses Ansatzes ist, dass Projekte die auf diese Art der Umsetzung aufgebaut sind, eine Chance auf Nachhaltigkeit haben und aus den vorher benachteiligten Menschen nun selbstbewusste und gestärkte Menschen mit Würde werden, die ihren Anteil gerne in die gesamte Gesellschaft einfliessen lassen. Eine Win-Win Situation für alle Beteiligten entsteht.

Es ist mir in den letzten Jahren gelungen, Kontakte in Deutschland wie in alle europäischen Ländern zu knüpfen und so ein großes internationales Netzwerk zu schaffen.

Durch meine Gremientätigkeiten zum Beispiel im EHAP Ausschuss  wurde mir schnell klar, das Projekte für benachteiligte Menschen oft daran scheitern, weil die Träger kaum Kontakte zu Minderheiten NGOs haben und somit nur schwer einen vertrauensvollen Zugang zu den Betroffenen-Gruppen bekommt. 

Dies können wir aber mit unseren Netzwerken bieten, um diese Projekte auch erfolgreich umzusetzen. 

Diese Möglichkeiten, die ich in den 4 Jahren erarbeiten konnte, haben Auswirkungen auf meine Arbeit in der Hildegard-Lagrenne-Stiftung. 

Mittlerweile kommen NGOs aus ganz Rumänien zu uns und lassen sich in unserem 2018 eröffneten Qualifizierungszentrum in Berlin coachen und beraten.

Ministerien, Regierungen, Institutionen bitten meine Stiftung um Koordinierung von Joint Ventures mit NGOs in ganz Europa. 

Besonders am Herzen liegt mir zum Beispiel ein Projekt, der Romno-Power-Club, den es in sechs Städten in Deutschland und ganz neu auch in 2 Kommunen in Rumänien gibt. 

Auch hier gibt es keine Bevormundung. 

Deshalb können in diesen Romno-Powerclubs besonders junge Mädchen und Frauen sich emanzipieren, ihr Selbstbewusstsein stärken und so selbstständig und selbstbestimmt Inklusionshindernisse für ihre Communities überwinden. 

Deswegen fordere ich einen Bildungsfond, um noch effektiver diese bisher sträflich vernachlässigten Menschen, diese Möglichkeiten zugänglich zu machen.

Liebe Freundinnen und Freunde,

gemeinsam und im Auftrag der Landesregierung Baden-Württemberg habe ich ein Konzept zur Entzerrung von sozialen Brennpunkten und stigmatisierten Wohnungssituationen erarbeitet.

Diese ausgrenzende Wohnungspolitik der Kommunen, die seit Jahrzehnten Usus ist, fördert soziale Benachteiligung, Analphabetismus, Arbeitslosigkeit und Chancenlosigkeit. 

Schon alleine die Adresse in der Bewerbung für eine Ausbildung, lässt die Chance eine Einladung zu bekommen, auf Null sinken. 

Deshalb ist es wichtig, endlich zu beginnen, aktiv diese Brennpunkte zu entzerren und eine Chancengleichheit für diese Bürger und Bürgerinnen, die zum Teil seit Generationen dort leben, zu ermöglichen. Kommunaler sozialer Wohnbau muss Inklusion statt Ausgrenzung fördern, ein Umdenken muss hier stattfinden, der demografische Wandel darf nicht weiter tabuisiert werden und das Potential unserer Bürger denen durch Diskrimninierung sowie Stigmatisierung eine gleichberechtigte Teilhabe verwehrt wird, soll gefördert und auch genutzt werden.                         Diese Entzerrung der Brennpunkte führt zu weniger Stigmatisierung und Diskriminierung, damit auch zu einem wesentlich leichteren Zugang zu Ausbildung, Arbeit, Bildung usw.

Mein Konzept fließt nun ins soziale Wohnungsbauprogramm in Baden -Württemberg ein.

Liebe Freundinnen und Freunde,

als Beauftragter des Bundesverbandes unserer Partei für Sinti und Roma berate und begleite ich die Umsetzung von Staatsverträgen, wie in Baden-Württemberg, Hessen und Berlin, bei dem ich als Berater und Koordinator für die Landesregierungen und auch für die NGOs tätig bin. 

Diese Verträge sorgen für eine garantierte Partizipation und für die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Minderheit der Sinti und Roma.  

Neu geschaffene Gremien, wie Räte für die Angelegenheiten der Sinti und Roma, wurden z.B. beim Staatsministerium Stuttgart angegliedert.

Liebe Freundinnen und Freunde, 

viele von Euch sind in vielerlei Projekten eingebunden.

Ich lade Euch ein, von den Informationen und Erfahrungen, die ich gesammelt habe, zu partizipieren. Denn nur wer seine Erfahrungen und sein Wissen teilt, hat die Möglichkeit tatsächlich etwas zu verändern.

Lasst uns jetzt gemeinsam dafür sorgen, das sozial benachteiligte und diskriminierte Menschen sich aus der Opferrolle befreien und sich selbstbestimmend und selbstbewusst das Recht nehmen, gleichberechtig an der Gestaltung unser aller Gesellschaft teilzuhaben. 

Wir wollen an ihrer Seite stehen und dafür streiten. 

Es macht mich stolz und glücklich das ihr mir 2014 euer Vertrauen geschenkt habt, und ich wünsche mir, dass Ihr auch weiterhin hinter mir und unseren Zielen für die Würde eines jeden Menschen und für eine gleichberechtigte Teilhabe für alle Menschen steht.

Gemeinsam mit euch an meiner Seite, will ich einen Weg in eine friedvolle Gesellschaft gehen, in der es keinen Platz für Rassismus, Diskriminierung, Ausbeutung und Ausgrenzung gibt.

Weil Rheinland-Pfalz und die soziale Gerechtigkeit nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft eine starke Stimme in Europa braucht, bitte ich Euch heute, erneut um Eure Unterstützung und euer Vertrauen.

Ich danke euch!

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