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(Geistige) Brandstifter

Immer wieder kommt es mitten in Europa zu Angriffen auf Menschen mit Romno-Hintergrund. Das neue Jahr hatte gerade erst begonnen, als es in Norditalien zum wiederholten Male zu einem feigen Anschlag kam. In Brescia konnten sich am 2. Januar ein vierzigjähriger Sinto und seine Familie gerade noch aus ihren zwei Wohnmobilen retten, bevor einer der beiden komplett ausbrannten (siehe Foto). Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um Brandstiftung. Bei seiner Flucht wurde der Mann vom mutmaßlichen Brandstifter mit einem Gewehr angeschossen und verletzt. Er wurde in ernstem Zustand stationär in ein Krankenhaus aufgenommen. Nach dem Täter fahndet die Polizei. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen. Es muss davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem Angriff um eine rassistisch motivierte Tat handelt. Hassverbrechen dieser Art sind in Europa inzwischen alltäglich. Bereits im Mai 2018 wurde in der Nähe der Stadt Turin ein Wohnwagen angezündet, in dem drei Erwachsene und vier Kinder schliefen. Alle konnten rechtzeitig fliehen, verloren aber ihr Zuhause.

Das ausgebrannte Wohnmobil einer Sinti-Familie in Brescia. Foto: Corriere della Sera/LaPresse\Cavicchi

Ich verurteile diesen erneuten Ausbruch brutaler antiziganistischer Gewalt aufs Schärfste. Mein Mitgefühl gilt der betroffenen Familie. Ich wünsche dem Verletzten, dass er schnell wieder entlassen werden kann und wünsche allen Opfern viel Kraft, mit dem Geschehenen umzugehen. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft und die Carabinieri fordere ich auf, das Verbrechen aufzuklären und die Augen nicht vor der Tätermotivation zu verschließen. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Menschen in Europa immer öfter Opfer antiziganistischer Gewalt und Hetze werden. Dafür setze ich mich persönlich ein.

In einigen Gegenden Norditaliens ist der Rückhalt für die diskriminierende Politik des italienischen Innenministers Matteo Salvini besonders hoch. Es ist nicht verwunderlich, dass es vermehrt zu Vertreibungen, Hetze und Anschlägen kommt, wenn in der Politik auf höchster Ebene geistige Brandstifter Hass und Hetze propagieren. Letztes Jahr besuchte ich Sinti, die in Gallarate bei Varese leben. Zum Ende des Jahres wurden sie von den Behörden auf Anweisung des Bürgermeisters (Lega Nord) von ihrem Platz vertrieben. Für die Menschen bedeutet das, ihre Häuser und den Schutz der Gemeinschaft zu verlieren, ihr Hab und Gut aufzugeben, und der Gefahr der Obdachlosigkeit ausgesetzt zu sein. Ein menschenunwürdiges Geschehen fast vor unserer Haustür, vor dem wir die Augen verschließen.

 

Mehr Infos vom RAN: http://ran.eu.com/italien-sinto-angeschossen-und-wohnwagen-angezundet/?fbclid=IwAR1EU4D6DWFuquoBawTBr04zO2C3azMmlu6ctM9PoEcAmWfMNCAXB_5cOzc

Und aus italienischen Nachrichten: https://brescia.corriere.it/notizie/cronaca/19_gennaio_02/agguato-sinti-incendio-ferito-fucilate-bresciano-83b57c6e-0e8d-11e9-81e4-4ae8cf051eb7.shtml

 

Fotoquelle: Corriere della Sera / LaPresse\Cavicchi

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