Warme Worte werden der schweren Krise des Kultursektors nicht gerecht

EU KULTURMINISTERRAT

Gestern hat sich der EU Rat der Kulturministerinnen und Kulturminister getroffen und dabei wurden unter anderem Schlussfolgerungen zur Erholung, Resilienz und Nachhaltigkeit der Kultur- und Kreativbranche angenommen.

Romeo Franz, Abgeordneter der Grünen/EFA Fraktion im Europäischen Parlament und stellvertretender Vorsitzender des Kulturauschusses kommentiert:

„Insgesamt hat der Kultur- und Kreativsektor europaweit einen Umsatzverlust von 80% im letzten Jahr erlebt, die Zahlen des Jahres 2021 werden ähnlich oder schlimmer ausfallen. 8 Millionen Künstlerinnen und Künstler und andere Kreative haben ihre Existenzgrundlage verloren. Die warmen Worte des Rats der Kulturministerinnen und Kulturminister werden dieser schwere Krise nicht gerecht.

Ich erwarte von Seiten der Mitgliedsstaaten klare Zusagen, dass im Rahmen der Programme für Wiederaufbau und Wiederbelebung des ökonomischen Lebens mindestens 2% in die die Kultur- und Kreativsektoren investiert werden. Die gestrigen Schlussfolgerungen vermeiden aber konkrete Bekenntnisse.  Außerdem brauchen wir Mindesthonorare für Selbstständige, bessere Möglichkeiten für Zugänge zum Sozialversicherungssystems, um Altersarmut in dieser Branche zu bekämpfen, sowie Möglichkeiten eines europaweiten Existenzgeldes für Kulturschaffende, wie sie bereits in einzelnen Fällen in Mitgliedsstaaten existieren.

Auch wenn einzelne dieser Punkte angesprochen werden, so verstecken die Ministerinnen und Minister sich hinter dem Verweis auf nationale Kompetenzen und verhindern konkrete Zusammenarbeit, wie sie im Sektor selber längst Realität ist. Positiv hervorzuheben ist, dass die transformative Rolle, die die Kultur- und Kreativbranche als Motor der Nachhaltigkeit spielt, Erwähnung finden.

Wir laufen Gefahr, dass unsere kreativen Köpfe und wichtigen Kulturinstitutionen als kritische Stimmen in unserer Gesellschaft verloren gehen, da sie keine Zukunft mehr in prekären Einkommensverhältnissen und mit der ungewissen Einkommenssituation sehen. Dies wäre ein herber Verlust.  Ich will deswegen, dass wir bei der Konferenz zur Zukunft der EU auch die Zukunft unsere Künste und unseres Kultursektors einen prominenten Platz einräumen. Unser Kontinent ist reich an kultureller Vielfalt und an künstlerischen Produktionen. Vieles davon sind echte europäische Werke, welche Brücken der Verständigung zwischen unserer Gesellschaften sind und Orte des Austausches, der Toleranz und der Selbstreflexion.

***********************

Pressekontakt für Rückfragen:

Jochen Eisenburger, Bundestagsbüro von MdEP Romeo Franz

M: (+49) 176 26135101

jochen.eisenburger@la.europarl.europa.eu

Antworten