Der Vergangenheit eine Stimme geben – die Wichtigkeit einer Erinnerungskultur

Die Bewältigung der Vergangenheit legt den Grundstein einer gemeinsamen Zukunft

Die Formen eines kollektiven Gedächtnisses sind vielfältig und Bedarf zum einen einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und zum anderen einer zentralen Rolle von Bildung. Die Vergangenheit braucht einen kritischen und reflektierten Umgang, damit sie nicht durch politische Zwecke missbraucht oder als Legitimation von gegenwärtigen politischen Entscheidungen instrumentalisiert werden kann.

Eine solche „Erinnerungskultur“ erfordert verstärkte Anstrengungen und eine unvoreingenommene Aufarbeitung einzelner Geschichten. Dabei spielt Bildung zur Schaffung eines informierten historischen Bewusstseins eine entscheidende Rolle. Geschichtsunterricht ist die Grundlage für einen selbstbewussten Umgang mit der Vergangenheit, aber auch mit der Gegenwart und Zukunft.

Am Dienstag wurde der Berichtsentwurf zur „Europäischen Erinnerungskultur“ in der Sitzung des Kultur- und Bildungsausschusses im Europäischen Parlament vorgestellt. Der Bericht hebt vier Punkte hervor; Der Umgang mit der „dunklen“ Vergangenheit Europas als Risiko und Chance, eine kritische Bestandsaufnahme des historischen Narratives, das Streben nach einem informierten und kritischen Bewusstsein und Reflexion über das Erbe der Vergangenheit sowie ein Blick in die Zukunft.  

Der Europaabgeordneten Romeo Franz, Schattenberichterstatter bei der Erarbeitung der Gesetzesentwürfe zu diesem Bericht, begrüßt den Anstoß der Kommission: „Eine Nation, die ihre Geschichte nicht kennt, hat keine Zukunft“.

Mit jedem Jahr sterben weitere Zeitzeugen aus der NS-Zeit. Die Gefahr, dass die Erinnerung an die Vergangenheit verblasst, rückt damit näher. Um zu verhindern, dass Vergangenes an Wichtigkeit und Präsenz verliert, ist das Anhören, Weitertragen und Aufnehmen von persönlichen Erlebnissen von großer Wichtigkeit.

Romeo Franz, einziger Sinto im EU-Parlament, fordert europäische, nationale und lokale Behörden sowie NGOs auf, Roma und Sinti Holocaust-Überlebende und die nachfolgenden Generationen in die Erinnerungskultur einzubeziehen. Er appelliert an ihre aktive Rolle beim Gedenken an den Holocaust und die Möglichkeit, ihre Geschichten bei Gedenkzeremonien in ihren nationalen Parlamenten zu teilen.

„Es kann kein Bewusstsein für die Gegenwart entstehen ohne Gedächtnis.“

Während der Plenarwoche in Straßburg erarbeitete Romeo Franz (Greens/EFA) mit Peter Pollak (EPP) eine Initiative zum Gedenken der über 500.000 ermordeten Sinti und Roma während der NS-Zeit. Das erste Mal seit Bestehen des EU-Parlaments wird am Holocaust-Gedenktag, dem 02. August 2024, ein*e Holocaustüberlebende*r ins Parlament eingeladen werden und eine Stimme vor dem Plenum bekommen.

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