Nach Angaben der Europäischen Agentur für Grundrechte (FRA) sind Sinti und Roma die am stärksten verfolgte Minderheit in Europa. Jeder vierte Roma lebt in einem Haushalt, der sich keine grundlegenden Dinge wie gesunde Nahrung und Heizung leisten kann oder Schwierigkeiten hat, die Miete zu zahlen. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist ihre Lebenserwartung um 10 Jahre geringer. Zweidrittel der Minderheit haben lediglich einen Hauptschulabschluss und somit einen erschwerten Bildungsweg. Es wird von einer „Generationenarmut“ gesprochen, wodurch nicht nur die Armut, sondern auch angeeignete Verhaltensmuster weitergegeben werden. Die Beschäftigungssituation für Roma und Sinti beträgt je nach Land zwischen 15% und 50% und für Frauen und Kinder ist die Beschäftigungssituation durch frühe Mutterschaft noch schwieriger.
Im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL) fand am 19. September eine Anhörung zu Integrationsfortschritten von segregierten Roma-Siedlungen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt statt. Eingeladene Bürgerorganisationen berichteten, dass geplante Projekte, Initiativen und Trägerschaften Schwierigkeiten der Umsetzung haben, da politische Verantwortliche keinen Bedarf an finanzieller oder administrative Hilfe sehen. Dieser strukturelle Rassismus ist bei Behörden und zuständigen Stellen europaweit zu bemerken.
Romeo Franz, Mitglied des EMPL-Ausschusses, setzt sich auf Europäischer Ebene für gleichberechtigte Teilhabe von Minderheiten ein und kämpft gegen Diskriminierung und Rassismus. Seine Initiativen bündeln sich dahingegen, den Teufelskreis der Diskriminierung zu durchbrechen. Ein Ansatz adressiert die Schulbildung; Eine chancengerechte Schulbildung und gleichberechtigte Teilhabe an Ausbildungsprogrammen würde das geringe Bildungsniveau und somit auch die geringe Beschäftigungszahl anheben. Durch die höhere Beschäftigungsquote können sich Roma und Sinti Familien aus der Existenznot befreien, den Zugang zu grundlegendem Bedarf schaffen und somit eine Lebensperspektive erhalten. Die Integration ins Schul- und Arbeitsleben würde viele Positivbeispiele schaffen und langsam aber stetig Vorurteile und resultierende Diskriminierung abbauen.
Romeo Franz konzentriert seine politische Arbeit darauf, Europas größte Bildungsförderungsprogramm – Erasmus Plus – inklusiver zu gestalten. Die Erhöhung der Reichweite bietet die Chance, vulnerable und marginalisierte Gruppen, wie die Menschen mit Romanes Hintergrund, zu erreichen und einzubeziehen.„Es ist kaum zu glauben, aber Antiziganismus steckt ganz tief in der Gesellschaft – europaweit.“ sagt Romeo Franz, der von persönlichen Diskriminierungserfahrungen berichten kann. „Abgelehnt zu werden aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Ethnie fühlt sich schrecklich an und ist zudem so ungerecht.“ Diese Erfahrung teilen viele Sinti und Roma und leugnen deswegen ihre Identität. „Für uns erschwert die Bekennung zur Minderheit nicht nur die Wohnungs- oder Jobsuche, sondern es bedeutet für uns auch ein Sicherheitsproblem.“ Im Einsatz für eine gleichberechtigte Teilhabe trifft Romeo Franz noch auf viel Ablehnung und Unverständnis. „Meine Arbeit beinhaltet noch viele Konjunktive, aber ich verliere nicht die Hoffnung, dass mein Engagement die Einstellung gegenüber Sinti und Roma verändern wird.“
Weitere Informationen:
Studie FRA: Roma and Travellers Survey: Europe needs to break the vicious circle of poverty and discrimination against Roma and Travellers.
Studie EPHA: Roma: Health and housing: Filling the gaps.